Gästeführer der Eisenfreunde Lippe referiert zum Fürstenzimmer im Detmolder Bahnhof

Die Lagenser Stadtführer trafen sich unlängst zu einer Exkursion nach Detmold. Dabei führte
sie der Weg zu den bahnnahen Fabrikanlagen, in denen jahrzehntelang die weltbekannte
Sinalco hergestellt wurde. Halt wurde aber auch am Bahnhofsgebäude gemacht. Dort
berichtete EFL-Gästeführer Konrad Soppa über die bewegte Geschichte des sog.
„Fürstenzimmers“ im ehemaligen Residenzbahnhof und des „Fürstentunnels“, der heute
nur noch Eingeweihten bekannt ist.

„Spezielle Aufenthalts- und Empfangsräume in Bahnhöfen, die für höchste und allerhöchste
Herrschaften vorgehalten wurden, gab es vorwiegend in Städten mit Regierungssitz“ weiß
Soppa zu berichten. 1879 von der Cöln-Mindener-Eisenbahngesellschaft geplant und von der
Preußischen Eisenbahn gebaut, erfüllte das Fürstenzimmer bis zur Abdankung des letzten
regierenden Lippischen Fürsten im Jahre 1918 seinen Zweck. Das prunkvolle Mobiliar verlies
Lippe dann in Richtung Berlin. Dort fand es Verwendung in repräsentativen Räumen der
nunmehrigen Deutschen Reichsbahn Gesellschaft, „von wo aus sich seine Spur verliert“ so
Soppa weiter.

Mitglied der Eisenbahnfreunde und zertifizierter Stadtführer für Lage Konrad Soppa (re.) berichtet anschaulich zum sog. Fürstenzimmer im Empfangsgebäude auf Bahnhof Detmold. (Foto: Grita Behrens)

Geblieben sind allerdings Wandmalereinen. Nachdem die Zweckbindung der Räume nach
Abschaffung der Monarchie 1918 entfiel, nahmen die darauffolgenden Bahnverwaltungen die
ehemaligen fürstlichen Räumlichkeiten für ihre eigenen Zwecke in Besitz. Die Wandmalereien
verschwanden unter mehreren Schichten Tapeten und mit Gips ausgespachtelten Stellen in
der Wandoberfläche.

Geblieben sind allerdings Wandmalereinen. Nachdem die Zweckbindung der Räume nach
Abschaffung der Monarchie 1918 entfiel, nahmen die darauffolgenden Bahnverwaltungen die
ehemaligen fürstlichen Räumlichkeiten für ihre eigenen Zwecke in Besitz. Die Wandmalereien
verschwanden unter mehreren Schichten Tapeten und mit Gips ausgespachtelten Stellen in
der Wandoberfläche.

Erst 1990 kamen Teile der Malereien wieder zum Vorschein. Vieles war kaum noch zu
erkennen und oftmals waren nur noch dunkle Konturlinien vorhanden. Trotzdem wagte die
Stadt Detmold die fachgerechte Restaurierung. Dabei wurden große Teile eines sog.
„Architekturvrieses“ und Teile eines illusionistischen gemalten Wandteppichs
wiederhergestellt. Vries und Wandteppich erscheinen dem Betrachter räumlich (obwohl sie
ja auf einer flachen Fläche dargestellt sind). Bei seinen Ausführungen wies Soppa noch darauf
hin, dass die jetzt hergestellte Fassung der Malereien die letzte von drei festgestellten
Malschichten war. In den 38 Jahren seiner Nutzung hat es also mehrfach künstlerische
Umgestaltungen gegeben.

Im September 2008 ergab sich dieser Blick auf den großflächig wiederhergestellten Architekturvries. Gemalte Schatten vermitteln die Illusion einer räumlicher Tiefe. (Foto: Konrad Soppa)

Zusammen mit Klaus Schuler verfügen die Eisenbahnfreude Lippe über gleich zwei zertifizierte
Gästeführer. Im Rahmen von Themenführungen werden sie bald auch Rundgänge zur
Lagenser Eisenbahngeschichte anbieten. Weitere Planungen für eisenbahngeschichtliche
Führungen in und außerhalb Lages sind bei den Eisenbahnfreunden Lippe in Vorbereitung.

Konrad Soppa (04.06.2022)