Die Eisenbahnfreunde Lippe luden zu einer öffentlichen Führung ein. Anlass war der 120.
Geburtstag des historischen Bahnhofsgebäudes und der Bahnstrecke. Das Interesse an dem
Bahngebäude aus der Kaiserzeit und seiner Geschichte war unerwartet groß, denn die
beiden Stadtführer der Eisenbahnfreunde konnten 45 interessierte Gäste begrüßen. Der
Verein ist mit der Resonanz auf seine Einladung sehr zufrieden.
Hans-Jörg Horn von den Eisenbahnfreunden begrüßte bei strahlendem Sonnenschein die
zahlreichen Gäste, von denen viele mit dem Fahrrad den Weg nach Kachtenhausen gefunden
hatten. Nach kurzer Einleitung übergab er das Wort an die beiden Referenten Klaus Schuler
und Konrad Soppa. Beide sind Mitglieder der Eisenbahnfreunde und Stadtführer in Lage. In
ihren Vorträgen gingen sie auf die Entwicklung des kleinen Bahnhofsgebäudes ein, aber auch
auf besondere Aspekte der Eisenbahn in Lippe.
Den Auftakt des Vortrages machte Klaus Schuler. Er verdeutlichte den Besuchern die
Geschichte des Baus der Bahnstrecke von Lage nach Bielefeld sowie das Entstehen des
Bahnhofsgeländes in Ehlenbruch und der zugehörigen Gebäude. Bei seinen Ausführungen
legte er einen Schwerpunkt auf die Frage, welche Entwicklung der Lagenser Stadtteil
Kachtenhausen als Wirtschaftsstandort genommen hat und welchen Anteil die Bahn daran
hatte. So waren beispielsweise die Firma Bergmann-Möbel und das große Auslieferungslager
von VW vielen Besuchern noch in lebhafter Erinnerung.
Im Anschluss daran berichtete Konrad Soppa über die im 19. Jahrhundert geltenden
Grundsätze für die Anlegung von Bahnanlagen und welche Möglichkeiten die Städte hatten,
hierbei mitzureden. Dabei machte er deutlich, dass besonders die Beschäftigung mit der
Bahnhofs-Architektur sehr interessante Einblicke in das Zusammenwirken von Bahngesellschaften, dem Land Lippe und den einzelnen Kommunen ermögliche. Soppa wies zudem auf die weitgehende Verwendung von „Typenbauten“ durch die preußische Eisenbahnverwaltung hin, die auch in Lippe bei vielen Bahngebäuden zu fast identischem
Aussehen führten. Ergänzend ging der Referent noch auf die drei in Lippe nachgewiesenen
Fürstenzimmer in Bahnhofsgebäuden ein und ließ auch den nahegelegenen früheren und
höchst kuriosen Bahnhof Wissentrup nicht unerwähnt.
Zum Abschluss der Veranstaltung luden die Eisenbahnfreunde die Gäste der Führung noch zu
einer Besichtigung des ebenfalls grundrenovierten Inneren des historischen
Bahnhofsgebäudes ein. Bei dieser Gelegenheit zeigten sie auf vielen Modellbahn-Anlagen
ausgedehnten Fahrbetrieb in allen gängigen Spurweiten.
Die beiden Referenten und der Vorstand der Eisenbahnfreunde überlegen aufgrund des
großen Besucherinteresses, die Führung im Rahmen eines Vortrages noch einmal zu
wiederholen. Interessierte sollten sich daher hin und wieder auf der Homepage der
Eisenbahnfreunde informieren. Dort sind auch weitergehende Informationen zum 120.
Geburtstag des Bahnhofes und der Strecke zu finden.
Die Eisenbahnfreunde Lippe e.V. präsentieren regionale Bahngeschichte bei öffentlichen
Vortragsveranstaltungen und Führungen, beispielsweise an den Tagen des offenen Denkmals.
Wenn es sich anbietet, kooperieren sie dabei mit dem Lippischen Heimatbund in Lage. Mit
ihrem Engagement unterstreichen sie ihren Anspruch, in Fragen der Modellbahn und der
Eisenbahngeschichte ein kompetenter Ansprechpartner in Lippe zu sein. Die
Eisenbahnfreunde Lippe e. V. gibt es bereits seit 1974.
Konrad Soppa, 03.10.2023