Anlagensegmente Spur N

Das Konzept

Die Abmessungen und die Geometrie des zur Verfügung stehenden Raumes, sowie die große Zahl bereits vorhandener Module brachten uns dazu, für das Vereinsheim im Bahnhof Lage eine Anlage in der Spurweite N, also 1:160 „immer an der Wand lang“ zu planen. Nach dem Studium verschiedener Vor­lagen entschieden wir uns dafür, eine Anlage, die ein Stück des Rheintales darstellt, für uns geeignet abzu­wandeln.

Gleisplan der geplanten Anlage – noch in den damaligen Räumlichkeiten im Bahnhof Lage

Die eingezeichneten Rasterlinien haben einen Abstand von 50 cm, somit wird die Größe deutlich. Auch der störende Installationsschacht an der Rückseite, der sich im Ausstellungsraum unseres Vereinsheims im Bahnhof Lage befand, fällt sofort auf. Blau dargestellt ist der Fluss, der nicht unbedingt der Rhein sein muss. Die reale Landschaft dient nur der Inspiration. Wir planen nicht, einen realen Abschnitt darzustellen. Allerdings lässt sich so die U-Form gut als Flussbiegung kaschieren.

Geplant war eine zweigleisige Hauptstrecke mit zwei Bahnhöfen, einem großen mit Betriebswerk und einem kleinem, in dem nur Lokalzüge halten. Hinter beiden Bahnhöfen verschwindet die Strecke jeweils in einem Tunnel, von dort geht es über einen Wendel in einen Schattenbahnhof, der zugleich als Kehrschleife ausge­baut ist. Im Hauptbahnhof zweigen zwei Strecken ab, eine führt eingleisig zu einem höher gelegenen dritten Bahnhof, ergänzt durch Industriegleise, die andere verschwindet zweigleisig in der Unterwelt. Über deren weiteren Verlauf muss noch beraten werden. Der Abzweig im Tunnel rechts soll die Option eröffnen, die An­lage in den Nebenraum zu erweitern.

Auch auf Ausstellungen gerne gesehen: die nahezu fertiggestellten N-Segmente zusammen mit einigen N-Modulen im Dezember 2014 im Bielefelder Ringlokschuppen.

Die Anlage wurde analog geplant, was heute ja einer Begründung bedarf. Zum einen wollen wir vielen Mitglie­dern, vor allem unserer sehr aktiven Jugendgruppe an Fahrtagen Gelegenheit zu aktivem Fahrdienst geben. Zum anderen werden dann überwiegend Fahrzeuge von Mitgliedern eingesetzt und unter den N-Bahnern in unserem Verein gibt es nur wenige, die digitalisierte Fahrzeuge besitzen. Die Kompatibiltät mit unseren N-Modulen, mit denen wir auch auf Ausstellungen gehen, ermöglicht viele verschiedene, dezentral gesteuerte Aufbauvarianten, die sich in einer Digitalsteuerung nicht so ohne weiteres abbilden lassen.

Ein Schnellzug bespannt mit einer V200 rauscht durch den fertiggestellten Rheintalbahnhof.

Die Anlage wird modular aufgebaut, die geplanten Modulgrenzen des unteren Abschnitts sind bereits einge­zeichnet. Die Modulbauweise wurde aus verschiedenen Gründen gewählt. Einmal können wir so die Anlage auch außerhalb unserer Räume auf Ausstellungen präsentieren. Wir sind flexibel bei einem uns bevorstehenden Umzug. Wir können an fertiggestellte Teile vorhandene Module anschließen und haben auf diese Weise immer eine vorzeigbare Anlage.

Genau das ist auch die derzeitige Situation. Fertiggestellt sind die Gleiswendel, der Schattenbahnhof und die darüber liegenden Segmente mit dem Bahnhof an der zweigleisigen Hauptstrecke und in der Ebene darüber der eingleisigen Nebenbahn. Noch nicht ganz fertig ist das Abzweigsegment, welches im Bahnhof Lage die Anbindung eines Nachbarraumes ermöglichen sollte. Dazu wird es nun in Ehlenbruch nicht mehr kommen, jedoch wird das Segment natürlich dennoch ausgestaltet und fertiggestellt.

Der Schattenbahnhof und der Wendel

Die Segmentkästen vor Einbau der Gleise, vorne die Basis des Wen­dels.

Wie die gesamte geplante Anlage ist auch der Schattenbahnhof aus Segmenten aufgebaut. Der Rahmen be­steht aus 19mm Tischlerplatte, 10cm hoch, die Grundplatte aus 12 mm Sperrholz. Die Modulkästen sind mit nachstellbaren Kistenverschlüssen verbunden und durch jeweils 3 Stahlbolzen gegeneinander positioniert. Die elektrische Verbindungen ist durch Messer- bzw. Stiftleisten, die in die Kopfbretter eingelassen sind, rea­lisiert. Die Anlagenbeine sind steckbar, je Segment sind 2 bis 4 Beine vorgesehen. Die Schienen sind an den Seg­mentenden bündig auf Schrauben gelötet. Insgesamt besteht der Schattenbahnhof aus 5 Segmenten, die je nach Lage der Weichen 50 cm, 125 cm oder 150 cm lang sind.

Insgesamt haben wir so stabile Segmente, die schnell und ohne Werkzeug zusammengebaut werden können. Diese Bauweise soll bei allen weiteren Segmenten beibehalten werden, wobei die Standards der Lippe-Mo­dule eingehalten werden.

Der Schattenbahnhof im Betrieb: Hinten die 9-gleisige Einfahrtsgruppe, vorne die 2-gleisige Ausfahrtsgruppe

Der Schattenbahnhof liegt 42,5 cm unter der Hauptebene der Anlage. Er enthält 9 Gleise, die in einem großen Bogen liegen in der Einfahrtgruppe und 2 Gleise in der Ausfahrtgruppe. Die nutzbare Gleislänge be­trägt 250 cm, diese Länge reicht für einen IC mit 12 Wagen.

Die Gleise des Schattenbahnhofs sind Peco Code 80, auf 2 mm Kor­kunterbau verlegt, eingeschottert und gealtert. Der Schatten­bahnhof bleibt einsehbar und so wurde so­wohl auf die Optik Wert gelegt, als auch auf den Schutz vor Verwerfungen bei Tempera­turschwankungen. Die Wei­chen haben einen Herzstückwinkel von 8°, die Herz­stücke sind polari­siert. Als Antrieb dienen modifizierte Kammrelais.

Der Schattenbahnhof in anderer Perspektive. Im Hintergrund der Wendel, gut zu erkennen die Träger, auf denen die Segmente der darüberliegenden Ebene aufgestellt werden.

Der 9-gleisige Schattenbahnhof wird durch die Steuerung von Lauer-Sys­teme über­wacht. Es sind 3 Betriebs­arten möglich:

  • Vollfahren:
    • Der einfahrende Zug sucht automa­tisch ein freies Gleis und hält. Züge können per Tastendruck abgerufen werden. Der auf dem letzten freien Gleis einfahrende Zug fährt immer durch. Ein Gleis bleibt also immer frei.
  •  Automatikbetrieb:
    • Ein einfahrender Zug ruft einen an­deren Zug ab. Steht kein Zug im Schattenbahn­hof, fährt er ohne zu halten durch.
  •  Durchfahrbetrieb:
    • Der Zug fährt auf einem freien Gleis durch.

Der 2-gleisige Bahnhof liegt vorne und ist gut zu erreichen, er eignet sich daher auch zum Aufgleisen der Züge. Sein hauptsächlicher Zweck ist der eines “Puffers” für den Übergang vom Abstellbahnhof auf die Strecke. Die Be­triebsarten sind:

  • Handbetrieb:
    • Nur eins der Gleise ist zu benutzen. Das ist sinnvoll beim Aufgleisen oder Abstellen von Zügen.
  • Automatikbetrieb:
    • Beide Gleise werden automatisch befahren und Züge von der Blockstellenautomatik abgerufen.
Der Wendel

Die Gleiswendel ist als Oval gebaut und hat 7,5 Ebenen bei einem Höhenunterschied von insgesamt 42,5 cm und 6 cm je Ebene. Die Steigung beträgt 2%. Die Trassen sind aus 6mm Sperrholz gebaut und mit 8 mm Ge­windestangen gestützt. Als Absturzsicherung ist eine Kante aus 0,5 mm Sperrholz angebracht. Die Gleise sind aus dem Fleischmann-Piccolo Programm mit den Radien R3 (339,6 mm) und R4 (430 mm). Zwischen 2 Halbkreisen liegt jeweils eine Gerade von 222 mm.

Die Strecke ist in jeder Richtung in 2 Blockab­schnitte unterteilt. Die Steuerung der Block­stellen wurde von uns selbst entwickelt. Sie leis­tet die Blocksicherung, stellt die Signale und re­gelt das Anfahren und Bremsen der Züge. Die Gleisbesetzt­melder erken­nen Loks oder Steuerwa­gen mit Licht.

Der Bahnhof

Panoramaaufnahme der drei Rheintal-Segmente. Am unteren Bildrand der Fluß, darüber die Straßen, darüber die Hauptbahn mit dem Durchgangsbahnhof, und über den Weinbergen die eingleisige Nebenbahn.
Panoramaaufnahme der drei Rheintal-Segmente. Am unteren Bildrand der Fluß, darüber die Straßen, darüber die Hauptbahn mit dem Durchgangsbahnhof, und über den Weinbergen die eingleisige Nebenbahn. © Christian Schulz

Aufgeständert über dem Schattenbahnhof, und angeschlossen am oberen Ende der Gleiswendel befindet sich ein Durchgangsbahnhof mit insgesamt fünf Gleisen, davon zwei am Bahnsteig. Unterhalb des Bahnhofs befindet sich das Flusstal. Oberhalb des Bahnhofs ist das Gelände als Weinberg gestaltet, darüber schlängelt sich die eingleisige, digital betriebene Nebenbahn, die hier in einem kleinen Kopfbahnhof endet. Auf den Straßen zwischen Fluss und Hauptbahn verkehren selbst (um-)gebaute Autos, die – wie z.B. beim Faller Car System üblich – durch einen im Straßenbelag eingebetteten Draht magnetisch gelenkt werden. In jedem Straßenfahrzeug steckt ein kleiner Controller, der die Steuerung der Fahrzeugbeleuchtung und des Antriebs übernimmt. Verwirklicht wurde so das Blinken der Fahrzeuge beim Abbiegen, eine automatische Abstandsregelung zu vorfahrenden Fahrzeugen, und ein selbsttätiges Anhalten an Stoppstellen (z.B. vor dem Bahnübergang oder einer roten Ampel). Versteckt im Berg befindet sich ein kleiner Car-System-Bahnhof.

Autoren: Benjamin Klei, Christian Schulz

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