Anfang der 2000er Jahre erlebte die Jugendarbeit der Eisenbahnfreunde Lippe innerhalb kurzer Zeit einen erheblichen Mitgliederzuwachs, insbesondere in der Altersgruppe der 7- bis 12-jährigen. In den Vorjahren waren an den Bastelabenden meist weit weniger als 10 Jugendliche zu betreuen, die Alterstruktur einigermaßen gleichmäßig über das gesamte Spektrum gestreut. Für die Verantwortlichen eine recht bequeme Situation, denn diese Streuung ermöglichte eine kontinuierliche Weitergabe des Erlernten untereinander. Mit der starken Ausprägung der jüngsten Altergruppe war dies so nicht mehr möglich, es mussten daher neue Konzepte her.
Bereits in den vergangenen Jahren hatten wir uns in der Jugendarbeit mit dem Modulbau beschäftigt, die meist älteren Mitglieder bauten in Gruppenarbeit recht wuchtige H0-Module mit meist über 1,20 Metern Länge. Dies erschien uns für unseren neuen Mitglieder zu aufwändig, und so entwickelten wir wiederum für die Spurweite H0 ein Modulkonzept mit wesentlich kleineren Rahmen, deren Länge nun nur noch ca. 45 cm beträgt. So konnte die Bauzeit wesentlich verkürzt werden, das Erfolgserlebnis des fertiggestellten Moduls stellt sich nach viel kürzerer Bauzeit ein und erfordert weit weniger Vorkenntnisse. Anstelle des professionellen, selbst geschotterten Kunststoffschwellengleises kam nun das Märklin C-Gleis zum Einsatz.
Um auch vollständige Anlagen aufbauen zu können, mussten die Module noch durch Kurven und Bahnhöfe ergänzt werden. Auf der Suche nach einem geeigneten Vorbild für einen Bahnhof wurden wir in unserer Nachbarschaft fündig. Die Bahnhöfe Ehlenbruch und Helpulp an der Bahnstrecke Bielefeld – Lage sind beide einander recht ähnlich und einfach aufgebaut, bieten aber viele kleine Details und eine wechselvolle Geschichte, damit also den jugendlichen Erbauern des Modells auch die Möglichkeit, Recherche in regionaler Eisenbahngeschichte zu betreiben, hier also auch Kenntnisse über den Gebäudebau zu erlangen. Ca. im Jahr 2009 wurde zunächst mit dem Bahnhof Ehlenbruch begonnen.
Nach intensivem Studium des Vorbilds, vor Ort und in der Literatur, wurde eine Konstellation aus drei Segmenten geplant, das den Gleisplan in seiner maximalen Ausdehnung nachbildet, die der Bahnhof während seiner Geschichte erfahren hat. Unter fachkundiger Leitung erstellten die Jugendlichen zunächst aus Holz die drei Segmente und verlegten Gleise. Parallel wurden die Gebäude konstruiert, am Computer gezeichnet, und mit den Ausdrucken in Papierbauweise hergestellt.
Nach der Fertigstellung der elektrischen Anschlüsse und Verkabelung unter den Segmenten, konnten die Jugendlichen mit dem Anlegen des Geländes und der Bahnsteige beginnen. Ende 2012 konnten diese Arbeiten weitgehend abgeschlossen werden, so daß mit der zusätzlichen Beschotterung der Gleisbereiche und Bestreuung der Landschaft begonnen werden konnte. Die ursprünglich außen an den Holzkästen angebrachten Kistenverschlüsse zur Verbindung untereinander, konnten noch nachträglich nach innen verlegt werden und sind nun nicht mehr sichtbar.
Anschließend wurde, um die Ehlenbruch-Segmente auch separat ausstellen zu können, mit dem Bau der drei Oerlinghausen-Segmente begonnen. Die Wahl fiel auf Oerlinghausen anstelle Helpup, weil dort ein anderes Bahnhofsgebäude steht, während das in Helpup fast identisch mit Ehlenbruch war. Die Segmente haben identische Abmessungen zu den Ehlenbruch-Segmenten. Zusammen mit zwei Kurven können die beiden Bahnhöfe nun Rücken an Rücken aufgebaut werden, es entsteht eine sehr kompakte Ausstellungsanlage. Auch hier mussten die Gebäude selbst hergestellt werden, nun teils aus Kunststoff, teils aus Pappe / Papier. Der Gleisplan entspricht im Gegensatz zur Ehlenbruch-Seite nicht dem Original, es wurde ein zusätzliches Hauptgleis ergänzt.
Inzwischen konnte die gesamte Anlage vollständig fertiggestellt und auf mehreren Ausstellungen gezeigt werden. Wir verwenden sie immer dann gerne, wenn nur eine kleine Stellfläche zur Verfügung steht / genutzt werden soll. Technisch haben wir sie soweit optimiert, dass der Aufbau innerhalb von weit weniger als 1 Stunde und ohne Werkzeug möglich ist. Die Verbindung zwischen den Segmenten wird über Verstiftungen und Kistenverschlüsse hergestellt; die Beine sind nur gesteckt, und auch alle elektrischen Verbindungen laufen über handelsübliche Steckverbinder. Die Steuerung erfolgt i.d.R. über eine Digital-Zentrale. Als Besonderheit kann diese Anlage jedoch wahlweise im Zweileiter- oder Dreileiter-Betrieb sowie wahlweise digital oder analog betrieben werden. Um die Digital-Zentrale auch von einem Smartphone oder Tablet aus fernsteuern zu können, wurde zusätzlich noch ein W-LAN-Rounter eingebaut.
Christian Schulz