Eisenbahnfreunde Lippe: Vortrag zum Fliegerhorst Detmold bis 1945

Der Heimatforscher und Mitglied der Eisenbahnfreunde Konrad Soppa hielt unlängst einen
Vortrag zur Entstehungsgeschichte des Fliegerhorstes Detmold und seines zivilen
Vorgängers. Sechzehn Vereinsmitglieder hatten sich Sonntagmorgen eingefunden, um mehr
zu dem Thema zu erfahren. Das Interesse war groß, ist doch zur Entstehung und Nutzung
des Kasernengeländes und der Flugzeughallen im Detmolder Ortsteil Hohenlohe durch die
ehemalige Reichs-Luftwaffe nur sehr wenig bekannt. Viele unveröffentlichte Fotos aus dem
Privatarchiv des Referenten illustrierten den Vortrag.

„Was das Militär und die Rüstung in der NS-Zeit angeht, ist Lippe keineswegs die Unschuld
vom Lande, wie man vielleicht glauben könnte. Der Detmolder Flugplatz ist dafür ein gutes
Beispiel“ so Soppa zu Beginn seiner Ausführungen. Dabei ging der Referent auch auf die
Ursprünge des Luftwaffen-Flugplatzes ein, der vom ehemaligen Land Lippe als ziviler
Verkehrslandeplatz angelegt wurde. Kaum, dass der Platz im Oktober 1934 in Betrieb ging,
übernahm ihn die Wehrmacht, baute ihn aus und errichtete eine große Kasernenanlage für
1.600 Luftwaffen-Soldaten.

Die damaligen Luftwaffen-Bauten wurden später von den britischen Streitkräften
übernommen und bis zu deren Abzug im Juli 1995 genutzt. Viele der Gebäude stehen heute
unter Denkmalschutz.

Die ersten Gebäude des zivilen Flughafens Detmold 1934. Schon im Jahr darauf wurden sie wieder abgerissen und durch größere Bauten und eine Kaserne der Luftwaffe ersetzt
Die ersten Gebäude des zivilen Flughafens Detmold 1934. Schon im Jahr darauf wurden sie wieder abgerissen und durch größere Bauten und eine Kaserne der Luftwaffe ersetzt (Foto: Sammlung Soppa)

Im Folgenden gab Soppa den Anwesenden einen Überblick über die Bodenorganisation und
die fliegerische Ausbildung am Luftwaffen-Standort Detmold. Dabei hob er unter anderem die
Landung eines japanischen Rekordflugzeuges hervor. Wegen schlechten Wetters musste die
Maschine in Detmold ungeplant zwischenlanden.

Fliegerhorst Detmold am 17. April 1937: Das japanische Rekordflugzeug mit seiner Besatzung und Offizieren der Luftwaffe kurz vor dem Weiterflug nach Berlin
Fliegerhorst Detmold am 17. April 1937: Das japanische Rekordflugzeug mit seiner Besatzung und Offizieren der Luftwaffe kurz vor dem Weiterflug nach Berlin (Foto: Sammlung Soppa)

Während des Zweiten Weltkrieges war in Detmold Luftfahrt-Hochtechnologie angesiedelt.
Einerseits wurde hier ein spezieller Flugzeugtyp aus Holz gefertigt (Focke-Wulf Ta 154),
andererseits baute Fachpersonal die ersten hochgeheimen Radargeräte in die Flugzeuge ein.
Hierbei gab es auch Verbindungen zum Lagenser Technikum, das den Einrichtungen auf dem
Detmolder Fliegerhorst angegliedert war.

Ein umfangreicher Augenzeugenbericht aus den letzten Tagen des Fliegerhorstes Detmold vor
dessen Eroberung durch amerikanische Bodentruppen rundete den Vortrag ab. Der Bericht
umfasste bedrückende persönliche Eindrücke und zahlreiche Fakten, die bisher noch
nirgendwo nachzulesen sind. Ergänzend hielt Vereinsmitglied Uwe Genz noch weitergehende
technische Informationen und ein Modell einer Focke-Wulf Ta 154 als Anschauungsmaterial
bereit.

Der Vortrag zum Fliegerhorst Detmold wurde im Rahmen eines Programms gehalten, das die
Eisenbahnfreunde an jedem ersten Sonntag im Monat für ihre Mitglieder gestalten. So steht
zum Beispiel im Juni ein Vortrag von Buchautor Michael Bahls zur Geschichte der Hannover-
Altenbekener Eisenbahn auf dem Programm. Diese Bahngesellschaft bescherte dem Land
Lippe im Jahr 1872 seinen ersten Bahnanschluss. Eisenbahnfreunde sollten diesen Vortrag
daher auf keinen Fall versäumen.

Konrad Soppa