50 Jahre Vogelfluglinie

1963 – 2013

Mit Eröffnung der Vogelfluglinie am 14. Mai 1963 ging ein lang gehegter Traum zwischen den skandinavischen Völkern und Mitteleuropa in Erfüllung. Mit der Eröffnung der neuen Strassen-, Bahnverbindung über den Fehmarnsund und den Fehmarnbelt entstand eine der kürzesten Verkehrsverbindungen nach Nordeuropa.

Durch eine grosse Brücke und eine neue Fährverbindung waren die trennenden Wasser zwischen Schleswig-Holstein und Dänemark endlich überwunden worden. Im Laufe der Geschichte hat es nicht an Versuchen gefehlt das Trennende zu überwinden. Kriege, technische Mängel und häufig fehlendes Kapital ließen erst vor mehr als fünfzig Jahren ernsthafte Planungen erneut aufkommen. Es war das Jahr 1957, als man die alten Pläne wieder hervorholte und ernsthafte Verhandlungen zwischen Dänemark und Deutschland begannen. So konnte dann am 14. Mai 1963 die sogenannte „Vogelfluglinie”, als neuer Verkehrsweg nach Norden, den Zugvögeln folgend, eröffnet werden.

Doch bevor wir die Ereignisse von 1963 bis heute näher betrachten, sollten wir einen Blick zurück in die Vergangenheit werfen. Es war ein langer Weg bis zum Eröffnungsjahr 1963:

1454 Vom dänischen König Christian I. wird eine Konzession zum Fährbetrieb zwischen Rödby und Fehmarn erteilt.

1555 König Christian III. legt Preise für den Fährverkehr fest.

1864/65 Gustav Kröhnke aus Glückstadt, ein Landvermesser und Ingenieur, schlägt eine durchgehende Zugverbindung zwischen Hamburg und Kopenhagen über die Insel Fehmarn vor.

1866 C. F. Tietgen, ein dänischer Kaufmann, versucht nach Fehmarn von Dänemark aus eine ständige Fährverbindung zu eröffnen. Die Wirren nach dem deutsch – dänischen Krieg von 1864 lassen das Vorhaben scheitern.

1867 Die Reederei DFDS greift die Pläne von C. F. Tietgen wieder auf und stellt eine Fährverbindung zwischen Nykøbing/Falster nach Fehmarn, Heiligenhafen und Kiel her.

1872 Dem Kaufmann C. F. Tietgen gelingt es mit Hilfe des dänischen Staates für das Projekt „Vogelfluglinie” zwischen Rødby und Fehmarn Geldmittel zu sammeln, um eine Zugverbindung Rødby, Fehmarn Hamburg zu errichten. Die deutsche Seite zeigt kein Interesse an diesem Vorhaben.

1872 Der bestehende Hafen Rødby wird durch eine Sturmflut zerstört.

1912 Der neue Hafen von Rødby wird eröffnet.

1919 Auf deutscher Seite wird versucht eine Fährlinie Holstein – Rødbyhavn zu eröffnen, sie wird bald wieder eingestellt.

1920 Der Preußische Landtag beschließt den Bau einer Brücke über den Fehmarnsund. Die aufkommende Inflation jener Jahre verhindert das Vorhaben.

1930–1940 Es beginnen zehn-jährige Verhandlungen zwischen der dänischen und deutschen Regierung zur Errichtung einer Fährverbindung zwischen Fehmarn und Rödbyhavn.

1941 April: Der zweite Weltkrieg hatte bereits begonnen. Trotz der politischen Lage in Europa wurde zwischen Dänemark und Deutschland ein Vertrag zum Bau der Vogelfluglinie unterzeichnet. Im September wurde der erste Spatenstich zum Bau der Bahn-, Straßenverbindung auf dänischen Boden vollzogen. Die folgenden Kriegsereignisse führten kurz darauf zur Einstellung der begonnenen Bauvorhaben.

1951 Die politischen Verhältnisse hatten sich in Mitteleuropa durch das Ende des zweiten Weltkrieges und der Ziehung des „Eisernen Vorhanges” durch Deutschland grundlegend verändert. Auch die Verkehrswege in Mitteleuropa und insbesondere in Deutschland waren davon betroffen. Um eine schnelle und freie Verkehrsverbindung in die nordischen Staaten zu erhalten fanden Deutschland und Dänemark mit einer Fährverbindung zwischen Großenbrode und Gedser eine Interimslösung als Ersatz für die lange geplante Vogelfluglinie.

1957 Nach längeren Verhandlungen empfehlen der dänische Minister für öffentliche Arbeiten und der Bundesminister für Verkehr Dr. H. C. Seebohm das Projekt „Vogelfluglinie” wieder aufzugreifen.

1958 13. Juni: Es wird ein Regierungsabkommen zur Weiterführung des Projektes „Vogelfluglinie” unterzeichnet.

1959 In Puttgarden wird mit dem Bau der Hafenmolen begonnen.

1962 Beginn der Baggerarbeiten zum Bau des Hafenbassins in Puttgarden. 15. Dezember: Die Kong-Frederik-IX.-Brücke über den Guldborgsund wird eingeweiht und ermöglicht erst die Zuganbindung des Hafens Rødby.

1963 30. April: Feierliche Eröffnung der Fehmarnsundbrücke. 14. Mai: Feierliche Eröffnung der Vogelfluglinie mit dem Fährschiff „Kong Frederik IX.”. Die Fährverbindungen Großenbrode Kai – Gedser und Großenbrode – Fehmarnsund werden eingestellt.

1964 In nur einem Jahr werden 2 Millionen Passagiere auf der neuen Fährverbindung befördert. Die bisher drei eingesetzten Fährschiffe reichen nicht mehr für den wachsenden Verkehr aus, es kommt ein viertes Schiff auf der Vogelfluglinie zum Einsatz.

1968–1986 Die DSB und die DB müssen durch weitere Schiffe die Transportkapazität erhöhen.

1977 23. Juni: Fünfzig Millionen Passagiere konnten bisher auf den Schiffen begrüßt werden.

1987 Nun sind bereits 8 Fähren täglich im Einsatz. Es sind die Fähren: Kong Frederik IX., Karl Karstens, Theodor Heuss, Danmark, Deutschland, Prins Henrik, Dronning Magrethe und Kronprins Frederik. In nur einem Jahr werden sieben Millionen Fahrgäste transportiert.

1988 100 Millionen Fahrgäste benutzten bisher die Vogelfluglinie.

1994 Die DSB Reederei und die DB AG verlegen ihre Güterverkehre von Rostock – Gedser auf die Vogelfluglinie.

1995 Auf der Vogelfluglinie beginnen die ersten Bauarbeiten für ein neues Fährschiffkonzept mit breiteren neuen Doppelendfähren zur Verkürzung der Fahrzeiten.

1997–1998 Einführung der neuen Fähren Schleswig-Holstein, Deutschland, Prins Richard und Prinsesse Benedikte, die die Überfahrten nun in 45 Minuten und nach einer Liegezeit von 15 Minuten im jeweiligen Hafen erneut starten; und das an jedem Tag 24 Stunden lang. Die alten Fähren verlassen die Fährlinie und werden außer Dienst gestellt.

1998 Die dänische Reederei Scandlines und die deutsche DFO Fährgesellschaft mbH fusionieren zur Scandlines AG.

2002 Der 50-millionste Pkw wird befördert.

2003 Die Vogelfluglinie feiert ihr 40 jähriges Bestehen in beiden Fährhäfen.

2007 9. Dezember: Die DB AG übernimmt den ICE-Verkehr zwischen Hamburg und Kopenhagen mit Dieseltriebzügen ICE-TD der Baureihe 605 und löst damit die Intercity Triebzüge IC3 der DSB ab.

2008 Am 3. September unterzeichnen die Bundesrepublik Deutschland und das Königreich Dänemark einen Staatsvertrag über eine feste Fehmarnbeltquerung. Damit soll der lang gehegte Traum einer festen Verbindung nach Skandinavien erfüllt werden.

2013 30. 4. – 3.5. Feierlichkeiten zum fünfzig jährigen Bestehen der Vogelfluglinie in Burg auf Fehmarn und in Puttgarden.

Ausblick

2014–2015 Der Planfeststellungsbeschluss zum Bau eines Tunnels unter dem Fehmarnbelt wird zum Jahreswechsel 2014/2015 erwartet.

2021 Die Fertigstellung des Tunnels bei unveräderten geplanten Bauzeiten wird für Ende 2021 erwartet.

Uwe Genz