Nach dem Bericht über die Geschichte unserer Puttgarden-Anlage soll auch die aktuelle Entwicklung einmal näher aufgezeigt werden:
Anfang November 2012 ist die Anlage 20 Jahre
alt geworden. In der Anfangszeit ihres Bestehens absolvierte sie einen regelrechten Ausstellungsmarathon. Bis 1999 war sie auf fast einem Dutzend größerer Ausstellungen zu sehen, hinzu kamen noch kleinere Veranstaltungen. Diese Strapazen gingen natürlich nicht ohne Spuren an unserem Schaustück vorbei. Jeder Transport, der Auf- und Abbau, aber auch Betrieb und Lagerung bergen das Risiko einer Beschädigung. Zum einen durch nicht völlig auszuschließende Unachtsamkeit, zum anderen durch natürliche Alterung der verwendeten Materialien, ist sie im Laufe der Jahre an einigen Stellen unansehnlich geworden und hat auf der technischen Seite an Zuverlässigkeit eingebüßt. So musste immer mal wieder nachgebessert und repariert werden. Die Eile beim Bau der Anlage im Jahr 1992, mit den damit verbundenen Kompromissen bei der technischen Dokumentation und die Tatsache, dass nicht mehr alle ihre Erbauer noch heute Mitglieder des Vereins sind, erschweren fällige Reparaturen zusätzlich. Schon auf den ersten Ausstellungen kamen zudem einige Schwächen zutage, die der kompakten Bauweise geschuldet sind. So sind die möglichen Zuglängen durch die Steigungen auf maximal vier bis fünf Wagen begrenzt. Dies alles führte schon früh dazu, dass wir uns erste Gedanken über mögliche Verbesserungen machten, ohne diese jedoch konkret in die Tat umzusetzen. So blieb es bei der einen oder anderen Schönheitsreparatur.
Dies sollte sich im Jahr 2010 ändern. Anlässlich unseres Frühjahrs-Basars zeigten wir die Anlage nochmals den interessierten Besuchern, mussten aber sogleich feststellen, dass eine intensive Renovierung unausweichlich ist. Erste Pläne wurden geschmiedet und es fanden sich sogleich zwei interessierte Mitglieder, die sich dem Vorhaben annahmen und erste Pläne erstellten. Zusammen mit der Leitung der Jugendgruppe entstand ein Renovierungskonzept, welches zum Ziel hat, die einzelnen Komponenten der Anlage behutsam zukunftsfähig zu machen. Wo es nötig ist, werden Segmente komplett ersetzt, ansonsten nur aufbereitet. Wir haben bereits das “Festland” ersetzt. Nun fehlen noch die Kurven vor und hinter der Fehmarnsundbrücke und der Bahnhof „Burg West“. Der Bahnhof Puttgarden selbst, die sich daran anschließenden Streckenmodule und die markante Fehmarnsundbrücke werden dagegen nur bestandserhaltend renoviert.
Als erster Schritt wurde das Segment „Festland“ in Angriff genommen. Dieses Segment entspricht entfernt dem Bahnhof „Großenbrode“ beim Vorbild und stellt den südlichen Abschluss unserer Anlage dar. Dort verschwindet die Strecke unter einer Straßenbrücke im Untergrund. Im Verborgenen befand sich ein parallel verlaufendes Stumpfgleis sowie ein Gleiswendel mit anschließendem dreigleisigen Schattenbahnhof. Der „Deckel“ war selbstverständlich zu öffnen, um havarierte Züge wieder aufgleisen zu können, was in der Praxis immer wieder neugierige Blicke der Ausstellungsbesucher auf sich zog, die so einen Blick in das Innenleben werfen konnten.
Die zunächst angedachte Modernisierung wurde schnell verworfen, stattdessen wurde dieses Segment komplett neu entworfen. Der Neubau ist in seinen Abmessungen nur geringfügig größer, bietet jedoch einen wesentlich großzügigeren Gleisverlauf. War der Gleiswendel früher nur eingleisig angelegt, wird nun unter Verzicht auf das Stumpfgleis die Strecke zweigleisig bis in den Schattenbahnhof geführt. Damit werden Zugbegegnungen im Gleiswendel möglich. Es wurden bereits Blockstellen angelegt, sodass sich im gesamten Segment, mit der Möglichkeit der automatischen Steuerung, bis zu 7 Züge gleichzeitig befinden können, deren Zuglängen durch verlängerte Gleise im Schattenbahnhof bis zu 9 Wagen betragen können. Dies führt zu einer erheblich höheren Leistungsfähigkeit, welche die bisher obligatorischen Gedenkminuten nach Einfahrt eines Zuges auf das Festland überflüssig werden lässt.
Das Grundkonzept blieb unverändert, auch das „neue Festland“ besitzt wieder einen klappbaren Deckel. Die Landschaft wurde wieder wie vertraut angelegt, wobei uns hier Google-Luftbilder behilflich waren, um die Landschaft noch etwas originalgetreuer zu planen. Die erwähnten neugierigen Blicke in das Innenleben, wie auch die Erfahrungen mit dem Schattenbahnhof der im Aufbau befindlichen Vereinsanlage der Spur N haben uns dazu bewogen, dem neuen Festland ein attraktives Innenleben zu verleihen: Das gesamte Segment ist innen weiß lackiert, die Gleise wurden auch im sonst nicht sichtbaren Bereich komplett geschottert, sodass der Blick nach dem Öffnen des Deckels auf sauber verlegte Gleise in aufgeräumter Umgebung fällt. Überhaupt sind es die Fortschritte und Erfahrungen im Modul-Bau, die auch die Puttgarden-Anlage zukünftig ganz wesentlich prägen werden. Übernommen wurden so auch die Modulverbindungen mit präzise in Flachstählen verschraubten Bolzen unter Verzicht auf die bisher üblichen Schiebeschienen.
Nachdem der Modulkasten im Sommer 2012 fertiggestellt wurde, konnte mit der Verlegung und Schotterung der Gleise begonnen werden. Anschließend wurde der „Deckel“ fertiggestellt und die Ausgestaltung der Landschaft begonnen, parallel dazu erfolgte die Auswahl und Anschaffung einer geeigneten Schattenbahnhofssteuerung. Nachdem im Sommer 2012 der Bau der Vorführanlage für den Modellbahnshop Lippe unsere Kapazitäten komplett belegt hatte, verzögerte sich die Fertigstellung des “Festlands” um einige Monate. Das neue Festland der Puttgarden-Anlage konnte Anfang 2013, rechtzeitig zum “Vivat-Viadukt” in Altenbeken, fertiggestellt werden. Parallel wurden auch die sich an die Fehmarnsundbrücke anschließenden Kurven in Angriff genommen, sodass wir im Sommer 2013, während des “Vivat-Viadukts” wieder eine vollständige, funktionierende Puttgarden-Anlage hatten, wenngleich noch lange nicht im endgültigen Zustand. Dazu wurden Anfang 2013 die Projekte und Teams der Jugendarbeit neu geordnet, sodass mit vereinten Kräften an der Puttgarden-Anlage gebaut werden konnte.
Auf dem Advents-Basar 2012 im Bahnhof Lage zeigten wir daher „nur“ den Bahnhof Puttgarden mitsamt Fährbecken in Betrieb.