Know-how der Eisenbahnfreunde auch bei den neuen Lagenser Stadtführern gefragt

Die jüngste Ausbildungsveranstaltung führte die künftigen Lagenser Stadtführer nach Lage-Hörste ins Haus des Gastes. Dort erwartete sie ein zweieinhalbstündiger Vortrag über die Geschichte der Eisenbahn in Lage und in Lippe. Eisenbahnfreund und Vereinsmitglied Konrad Soppa brachte den neuen Stadtführern im Rahmen einer PowerPoint-Präsentation die vielfältigen Aspekte der Eisenbahn in unserem Raum nahe.

Wie kam die Eisenbahn nach Lippe? Welches waren die preußischen und lippischen Interessenlagen beim Eisenbahnbau? Inwiefern waren die Privatgleisanschlüsse eine Initialzündung für das aufkeimende Lagenser Gewerbe und die Industrieansiedlungen an der Schwelle zum 20. Jahrhundert? Diese und andere Fragen klärte der Referent in einem reich bebilderten Vortrag. „Vorträge zur Bahngeschichte habe ich schon viele gehalten“ so Soppa, „aber immer nur zu ganz bestimmten und eng umrissenen Themen. In dieser Bandbreite aber, wie heute im Rahmen der Stadtführerausbildung, noch nie. Das ist eine Premiere.“ führte der Kenner der Lagenser Bahngeschichte in den Vortrag ein. Dabei sei es auch nicht ganz leicht, die bisweilen sehr technisch geprägten Themen für Laien verständlich darzustellen.

Bauzeichnung des 1907 auf Bahnhof Lage (Lippe) errichteten Wasserturms der Bauart Schäfer (Sammlung Soppa).
Der Wasserturm des Bahnhofs Lage (Lippe). Ein Pendant befindet sich noch heute in Elze und steht dort unter Denkmalschutz (Foto: Soppa)

Neben Vortrag und Bildpräsentation dienten auch historische Zeichnungen der Cöln-Mindener Eisenbahn und der Königlichen Eisenbahn Direktion Hannover als Anschauungsmaterial. Besonderes Erstaunen rief die Anmerkung des Referenten hervor, dass die preußische Bahnverwaltung oft auf vorhandene Bauzeichnungen zurückgegriffen hat. Somit seien im gesamten Gebiet der preußischen Bahnverwaltung sehr oft annähernd identische Gebäude errichtet worden. „Der Wasserturm in Lage wurde Ende der 1970er Jahre abgerissen. Wer ihn aber noch einmal sehen möchte, kann dies beispielsweise in Elze oder in Chemnitz tun“ so Soppa. Besonders interessant erschien den angehenden Stadtführern auch die Geschichte des Bahnübergangs an der Lemgoer Straße mit seiner „Glückauf-Schranke“ und dem markanten Personentunnel. Heute ist der Übergang aufgehoben und wird von den Lagensern als „Hochstraße“ bezeichneten Straßenbrücke überspannt.

Dort, wo es sich anbot, ging Soppa auch auf eisenbahnhistorische Gegebenheiten der Nachbarstädte ein. Hier hob er beispielsweise das Vorhandensein von sog. „Fürstenzimmern“ in einigen lippischen Bahnhofsgebäuden hervor und berichtete von diplomatischen Verstimmungen zwischen dem lippischen Fürstenhaus und dem Königreich Preußen wegen der Beflaggung der Bahnhofsgebäude mit der preußischen Adlerflagge anstelle der Fahne des lippischen Fürstenhauses. Bezogen auf Lage gab Soppa auch noch Hinweise auf sog. Lost Places oder Hidden Places in Bahnhofsnähe, die im Rahmen von Themenführungen interessant sein könnten. Ein Büchertisch zur gängigen aber auch wenig bekannten Eisenbahnliteratur zu Lage, zu Lippe und zum ostwestfälischen Raum rundete die Veranstaltung ab.

Die neuen Lagenser Stadtführer werden gemeinsam von der Lippe Tourismus & Marketing GmbH (LTM), der Volkshochschule Lippe- West und der Tourismus-Info in Lage ausgebildet. Auch Referenten des Lippischen Heimatbundes Ortsverein Lage konnten ihr Wissen im Rahmen der Stadtführer-Ausbildung weitergeben. Neben der Vermittlung von geschichtlichem Wissen standen beispielsweise auch Rhetorik, Recht/Versicherung/Steuern sowie ein Erste-Hilfe-Kurs auf dem Lehrplan. Die neuen Stadtführer bereiten sich derzeit auf ihre Prüfungen vor. Als Zeichen der bestandenen Ausbildung werden sie ein Zertifikat erhalten. Lage kann sich mit den neuen Gästeführern sicherlich auf interessante Führungen mit neuen Konzepten einstellen.

Konrad Soppa